Christian Dierstein, Harald Kimmig – Crossing
2004 – 2024
Für das Jahr 2024 sind mehrere Veröffentlichungen geplant. Unter der Prämisse, den nostalgischen Blick nach hinten zu wagen, wird der heutige Standpunkt zu dem jeweiligen Werk – in Form des Erinnerns – persönlich durch die Urheber und Interpreten reflektiert.
Die Idee entstand beim Durchstöbern alter Festplatten: Auffällig war, wie viele musikalische Arbeiten der vergangenen Jahre liegen geblieben sind. Die Gründe hierfür sind sicher mannigfaltig. So war man beispielsweise nicht zufrieden mit der Arbeit, die gewünschten Labels hatten ihren Katalog bereits geplant oder das Projekt zerrüttete sich, aufgrund der sich immer wieder verändernden Lebensrealitäten beteiligter Akteure.
Es geht darum, in den Zwischenräumen zu suchen und dem ein oder anderen Werk den Weg aus dem Archiv in die Öffentlichkeit zu ebnen. Und darüber hinaus die nach Vorne orientierten und auf Effizienz getakteten Produktionsbedingungen in Frage zu stellen.
2006 Way Back Machine: http://www.anti-matter-plant.org/
Release 03
- Crossing: Tender
- Crossing: Float
- Crossing: Stroll
- Crossing: Crash
- Crossing: Jump
- Crossing: Snore
- Crossing: Dance
- Meetpoint: Wipe
- Meetpoint: Drops
- Meetpoint: Crumble
- Hair and Skin: Rub
- Hair and Skin: Press
- Being There: Grate
- Being There: Walk
- Being There: Glide
- End
In den ersten Jahren dieses Jahrtausends probten und arbeiteten Christian Dierstein und ich im selben Gebäude, dem inzwischen längst abgerissenen Haus von Möbel-Weber. In diesem Haus hatten nach der Abwicklung als Möbelhaus eine ganze Reihe von Musiker:innen und Künstler:innen ein Domizil gefunden. Die Komponisten Roland Breitenfeld und Messias Maiguashca, der Percussionist Olaf Tzschoppe, die Pianistin Akiko Okabe, der Bildende Künstler Jan Blass, das Ensemble Recherche und andere waren hier am Werk. Daneben gab es einen Postdienstleiser, eine Martial Arts Kampfschule – alles zusammen ein wahres Biotop, wie es jetzt in Freiburg kaum mehr zu finden ist.
Während zahlreicher zufälliger Treffen und Gespräche auf dem Hof entstand zwischen Christian und mir der Wunsch nach einer Kooperation, bei der wir die Improvisation aus verschiedenen Perspektiven betrachten wollten.
Nach mehreren Monaten gemeinsamen Erkundens nahmen wir dann im Rahmen eines Studio-Konzertes mit Roland Breitenfeld als Tonmeister eine Reihe von Takes auf, die ich unter meinem damaligen nicht offiziellen Label ‘ramyo music’ veröffentlicht habe.
In der Folge haben wir diese Arbeit – leider! – nicht weiter fortgesetzt. Es gab zwar immer wieder musikalische Begegnungen in anderen Konstellationen (z.B. in Performances mit der Sängerin Géraldine Keller und den Tänzer:innen Lilo Stahl, Charlotte Zerbey und Alessandro Certini oder Konzerte gemeinsam mit dem Trio Kimmig Studer Zimmerlin), im Duo haben wir jedoch nicht mehr gespielt.
Die hier vorliegenden Aufnahmen lagen nun 20 Jahre brach. Der Anregung von Ephraim Wegner, in den Archiven zu stöbern, ist es zu verdanken, dass ich auf diese CD gestossen bin. Beim Durchhören war ich verblüfft – da ist sehr viel gute Musik dabei. Bei mir selbst höre ich die Periode des Übergangs vom Free Jazz hin zu anderen Materialien. Manche Spur von heute ist da angelegt. Andere Dinge haben sich inzwischen erledigt.
So ist es ein Dokument aus einer anderen Zeit. Dennoch (oder vielleicht gerade deswegen…) lohnt es sich, die Ohren für diese Aufnahmen zu öffnen.
Harald Kimmig, im März 2024